Von der Liebe. Und dem Krieg

Frauen erinnern

Musikalische Lesung

Fast 80 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges gestalten die Schauspielerin Karen Schneeweiß-Voigt und die Musikerin Katharina Burges einen Abend mit authentischen Berichten von Frauen in Kriegszeiten und Live-Musik.

Beide Großmütter von Karen Schneeweiß-Voigt haben schriftlich Zeugnis gegeben von ihren Erfahrungen im Krieg. Aus der Perspektive dieser zwei Frauen erfahren wir mehr über den Alltag, über unglaubliche und zum Teil erschreckende Erlebnisse und Odysseen.
Auf sehr unterschiedliche Weise entstanden die beiden Zeitzeugnisse: Die eine Großmutter, wohnhaft in Berlin, wurde 1943 mit drei kleinen Kindern aus der Stadt evakuiert und schrieb 40 Jahre später rückblickend ihre Erfahrungen und Erlebnisse dieser Zeit auf. Die andere Großmutter, wohnhaft in Potsdam, schrieb von 1943 bis 1946 jeden Tag einen Brief an ihren in amerikanische Kriegsgefangenschaft geratenen Sohn. Diese Briefe, nur zum Teil abgeschickt, sind aus dem Moment heraus entstanden. Sie gleichen Tagebucheinträgen und werden zu Gebeten der zutiefst frommen Frau.

Auszüge aus beiden Zeugnissen werden ergänzt mit Musik vorgetragen von Katharina Burges, die die Zuhörer mitnimmt auf eine Zeitreise in Gedanken.

Premiere: 24. Oktober 2020, 16 Uhr
Ort: Lehniner Institut für Kunst und Kultur, Zum Strandbad 39, 14797 Kloster Lehnin
Weitere Termine

Hier kann man die CD zur Lesung kaufen und hier downloaden.


Feedback einer Hörerin:

Eine private CD? Ja und nein. Sehr intim sind die unveränderten, original belassenen Aufzeichnungen beider Großmütter der Schauspielerin Karen Schneeweiß-Voigt. Beide Frauen sind keine Geschichtenerzählerinnen, keine Schriftstellerinnen. Die Enkelin nimmt sich dieses Stücks Zeitgeschichte in Gestalt der niedergeschriebenen Großmütter-Gedanken an und liest sie vor. Ein Unterfangen, so schlicht wie notwendig, so unverstellt wie einprägsam. 

Eine leise CD? Ja und nein. Briefe. Erinnerungen. Gebete. Authentisch. Erlebt. Überlebte Traumatisierung. Klar. Unkonstruiert. Unaufgeregt und ungekünstelt von der sanften Stimme Karen Schneeweiß-Voigts gelesen, geben die Texte Zeugnis von starken Frauen in einer grauenhaften Zeit. Diese Zeit, in einfachen Worten – und vielleicht gerade deshalb so stark beschrieben, erinnert an die Not und den Kampf, die einmal wirklich Elend und Grund zu Hoffnungslosigkeit bedeuteten, die aber nicht hoffnungslos machten, und zeigt das zähe Ringen ums Überleben. Und ist vielleicht auch Mahnung, dass wir Aktuelles, Heutiges um Pandemie & Co. in unserem Land, das wir ebenso Not und Verzweiflung nennen, doch anständigerweise relativieren sollten. 

Katharina Burges hat, wie geschaffen für diese gelesenen Texte aus dem Krieg, die Musik ausgewählt: elf Stücke, fast alle sehr bekannt in Melodie und Text, teils in eigener Bearbeitung. Durch das Abweichen von den bekannten Harmonien so klassischer Lieder wie In einem kühlen Grunde und Sag mir, wo die Blumen sind, klingen diese Melodien noch intensiver, melancholischer, schmerzhafter als in der Originalfassung. Und durchaus leicht verstörend. 

Ob zart und eindringlich oder stärker, vehementer und eindringlich wie in Partout où j’ai trouvée – einer mitreißenden Komposition von Katharina Burges – es ist dieses Eindringliche, Eindringende, bis auf den Grund Vordringende, das jedwede Interpretation dieser Künstlerin zu einem Genuss macht, der nach unbedingter Wiederholung verlangt. (Ulla B.)

Bilder der Premiere am 24.10.20 in Lehnin: